Sonntag, 21. August 2011

Neues Leben nach Blaualgenvergiftung -- Kira schafft es!

Auch in der zweiten Woche will Kira nichts fressen, ist weiterhin sehr gedämpft. Doch dann fliegen Kraniche über die Gristower Wiek. Kraniche, die Vögel des Glücks! Unwillkürlich muss ich daran denken ob sie auch Kira Glück bringen.

Seit Montag ist unser Hundchen nicht mehr am Tropf, eine Erleichterung für  uns alle.
Nach 11Tagen beginnt Kira ganz langsam etwas Nahrung zu sich zu nehmen, zunächst nur soviel wie ein Teelöffel voll aber immer hin. Am Tag drauf wird es etwas mehr, dann endlich am Donnerstag wird ihr Interesse für Hähnchen langsam wach, sie isst wenige Stückchen, sehr langsam und bedächtig. Am Freitag sind wir erneut in der Klinik. Wieder wird ein Blutbild gemacht und ein Ultraschall. Die Leber ist deutlich zu erkennen, zwar mit einigen Löchern aber der Tierarzt ist nun endlich zuversichtlich. Auch die Laborwerte sind besser geworden, nur die roten Blutkörperchen sind leicht abgesunken. Jetzt wird unser Hundchen von Tag zu Tag wacher. Der Appetit kommt zurück und ihr typischens Verhalten, das Beobachten von Vögeln stellt sich wieder ein.

Wir können langsam zur Normalität zurückkehren. Unser nächster Bericht wird wieder über Kajaks sein.
Wir haben viel dazu gelernt. Wir wissen jetzt,wie gefährlich Cyanobakterien für Hunde sein können. Im Gespräch mit dem Tierarzt erfahren wir, dass ein Spezialist an der Universität Frankfurt herausgefunden hat, dass Hunde auf das Gift der Cyanobakterien wesentlich empfindlicher reagieren als der Mensch.
Es bleibt noch viel zu tun diese Erkenntnisse in das Bewasstsein der Bevölkerung zu tragen. Verharmlosen wäre grundfalsch. Die Bereitschaft zur Aufklärung bei Behörden hält sich sehr in Grenzen oder ist nicht existent.
Deshab hier unser kleiner Versuch mit dieser Geschichte von Kira.
Uns so sieht es am Strand aus, wenn Cyanobakterien (Blaualgen) in höherer Konzentration auftreten:
Wenn der Strand so verfärbt erscheint, darf kein Hund ins Wasser! 
Dieser schleimige Belag enthält Cyanobakterien die  hochwirksame Lebergifte produzieren können.
Schütze deinen Hund und mache andere Hundebesitzer auf die Gefahr aufmerksam!








Samstag, 13. August 2011

Überleben nach Blaualgenvergiftung -- die Leidensgeschichte von Setterhündin Kira

Diese fröhliche, vitale Setterhündin noch am Samstagmittag den 06. August, dieses lethargische Wesen am selben Abend! Kira kommt bis Freitag von Tropf nicht los. Am Dienstag hat nach inneren Blutungen die Vitamin K Unterstützung eingesetzt. Am Mittwoch sind die Erythrozyten trotzdem bedenklich abgesunken.
Ein kräftiger Molosser aus der Greifswalder Doggen-Nothilfe wird zum Lebensretter und spendet 250 ml Blut, das in Kira transfundiert wird. Danach ist sie völlig down. Die Sorgen reißen nicht ab. Wir haben wieder eine schlaflose Nacht die wir zum Teil mit Recherchen nach Veröffentlichungen über Blaualgenvergiftungen verbringen. Am Donnerstag hat sich sehr viel Flüssigkeit in Kiras Bauch angesammelt. Es ist zum Glück nicht mit Blut vermischt. In der Klinik wird eine Ultraschalluntersuchung gemacht. 

Die Leber ist dramatisch geschrumpft aber einer der Laborwerte beginnt ganz langsam besser zu werden. Entwarnung? Nein, dazu kann sich die Ärztin nicht entschließen. Kira nimmt keine Nahrung zu sich. Wovon soll sich die Leber regenerieren? Erneut jagen wir nach einem Präparat, das die nötigen Aminosäuren liefern soll und werden dabei freundlich unterstützt von der Notaufnahme des Klinikums Greifswald. Verzweifelt hatten wir versucht dieses Präparat über eine Apotheke zu bekommen.
Freitag in der Klinik. Kira hat auf dem Weg  dorthin zum ersten Mal wieder auf ihre finnischen Schlüsselworte reagiert. "Lintu" (Vogel) oder "orrava" (Eichhörnchen), da verdrehen sich kurz aber müde ihre Augen und lassen statt Weiß nun Gelb schimmern. Wieder werden Laborbefunde erhoben. Diesmal lohnt sich das Warten. 
Die Leberwerte sind deutlich besser geworden und das Immunsystem scheint wieder ganz langsam in Gang zu kommen. Kira verlässt die Klinik zwar schwankend aber immerhin auf eigenen Beinen! Jeder in der Klinik will, dass sie durchkommt. Immerhin wäre sie dann die einzige von 5 Fällen. In der Nacht wurde schon wieder ein Hund mit Verdacht auf Blaualgenvergiftung eingeliefert.
Am Freitagnachmittag bestätigt das Gesundheitsamt Greifswald das Vorkommen von Blaualgen an der Insel Riems und am Strand von Eldena. Es bestehe auf Grund der geringen Konzentration jedoch keine Gefahr für Menschen. Ich kann keinen Hinweis auf die Gefahren für Hunde entnehmen und entschließe mich, noch in der Nacht einen Leserbrief an die OZ zu verfassen. Am Samstagmorgen ist er online: (http://www.ostsee-zeitung.de/leserbriefe/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=3207669
und in verkürzter Form in der Samstagsausgabe zu lesen.
Samstag:
Kira nimmt keine Nahrung zu sich, selbst nicht ihre Lieblingsspeise Hähnchen. Aminosäuren und andere Medikamente müssen nun oral verabreicht werden. Die Beinchen müssen sich vom vielen Stechen erholen. Es gilt weiterhin Daumen drücken!

Dienstag, 9. August 2011

Setter in Not -- lebensbedrohliche Gefahren in der Boddenlandschaft durch Cyanobakterien (Blaualgen)

Eine der schönsten Küstenlandschaften Deutschlands, die Boddenlandschaft in Mecklenburg Vorpommern birgt besonders im Hochsommer lebensbedrohliche Gefahren, ganz besonders für Hunde. Schuld daran sind die an manchen Tagen in hoher Konzentration auftretenden Blaualgen, die eigentlich Bakterien, genauer Cyanobakterien sind. Diese Gruppe von Bakterien ist sehr uneinheitlich, beinhaltet viele Spezies. Gemeinsam ist, dass sie eine Reihe von Giftstoffen (Toxine) bilden können, die z.T. das Nervensystem und häufig die Leber dramatisch schädigen. Hunde, die Wasser mit hohen Konzentrationen an Cyanobakterien geschlürft haben, sind akut in Lebensgefahr. Die Mechanismen, die zu diesem Zustand führen, sind weitgehend unerforscht. Gewarnt werden überwiegend Menschen, überwacht werden meist nur Badestrände, an denen Hunde keinen Zutritt haben. Außerdem gehen Hunde öfter  auch an Stellen ins Wasser, die für den Menschen beschwerlich oder unattraktiv sind.

Warum sind gerade Hunde in besonderer Gefahr?
 Nun, der Grund liegt in ihrem typischen Verhalten, einerseits genau so gerne zu baden wie wir Menschen, gleichzeitig aber häufig auch von dem Wasser zu schlürfen.   Dabei kann es zu einer sehr hohen Aufnahme von Bakterien kommen.

Kira ist nicht nur eine sehr lebensfrohe Setterhündin sondern zugleich auch eine richtige "Wasserratte".  Als Besonderheit teilt sie mit ihren Besitzern die Freude am Kajakfahren. An heissen Tagen liebte sie es, sich im Wasser abzukühlen und das kühle Nass genüsslich zu schlabbern.
Seit Samstag Abend (06.08.11) ist für sie die Welt nicht mehr in Ordnung. Am Nachmittag hatte sie in einem unbeobachteten Augenblick ein Bad in der Gristower Wiek genommen. An dem Nachmittag war für Menschen eine erhöhte Trübung des Wassers zu erkennen, ein Alarmzeichen vielleicht für die Zweibeiner aber eben nicht für Hunde.
 Am Abend hatte sie ein paar mal erbrochen und war dann in ihrem Verhalten auffällig gedämft fast apathisch. Am nächsten Morgen hat sich ihr Verhalten nicht nicht verändert. Lustlos und teilnahmslos liegt sie auf ihrem Lager. Wir kontaktieren dieTierarztpraxis in Greifswald, fahren hin und haben 2 Stunden Später die Diagnose:
Extrem erhöhte Leberwerte, Hund in Lebensgefahr!
Seit dem hängt unser geliebtes Hundchen am Tropf und kämpft mit dem Leben. Noch am Sonntagabend machen wir nach langen Recherchieren via Internet und Telefon das einzig angezeigte, extrem teure Medikament in der Universitätsapotheke in Rostock ausfinding, holen es dort ab und treffen uns um 22:30 Uhr wieder in der Tierarztpraxis in Greifswald zur Infusion. "Jetzt gilt nur noch Daumendrücken" seufzt die engagierte Tierärztin und hofft, Kira am nächsten Tag wieder zu sehen. Heute am Dienstag ist ihre Leber weitgehend ausser Funktion, bildet nicht mehr oder zu wenig Gerinnungsfaktoren, innere Blutungen haben eingesetzt, Vitamin K Unterstützung ist angezeigt.
 Wir erfahren, dass dies der 4. Fall in der einen Tierarztpraxis in Greifswald in diesem Jahr ist. Zwei Hunde haben bereits nicht überlebt.


Am Tropf seit Sonntag! Wird Kira es schaffen?

Dringende Ratschläge für alle Hundebesitzer:
  • Halte deinen Hund fern von trübem insbesondere blaugrün verfäbtem Boddenwasser
  • beobachte deinen Hund genau nach einem Besuch am Wasser
  • Wenn er erbricht, verabreiche sofort größere Mengen Aktivkohle (sollte man in Sommer in der Notapotheke für Hunde mit sich führen).
  • Dies ist eine ganz wichtige Schutzmassnahme. Aktivkohle kann die von den Bakterien gebildeten Gifte binden und unschädlich machen.  
  • danach kontaktiere sofort einen Tierarzt!
Der Verlauf der Erkrankung ist relativ schnell. Es gilt, keine Zeit zu verlieren.