Dienstag, 9. August 2011

Setter in Not -- lebensbedrohliche Gefahren in der Boddenlandschaft durch Cyanobakterien (Blaualgen)

Eine der schönsten Küstenlandschaften Deutschlands, die Boddenlandschaft in Mecklenburg Vorpommern birgt besonders im Hochsommer lebensbedrohliche Gefahren, ganz besonders für Hunde. Schuld daran sind die an manchen Tagen in hoher Konzentration auftretenden Blaualgen, die eigentlich Bakterien, genauer Cyanobakterien sind. Diese Gruppe von Bakterien ist sehr uneinheitlich, beinhaltet viele Spezies. Gemeinsam ist, dass sie eine Reihe von Giftstoffen (Toxine) bilden können, die z.T. das Nervensystem und häufig die Leber dramatisch schädigen. Hunde, die Wasser mit hohen Konzentrationen an Cyanobakterien geschlürft haben, sind akut in Lebensgefahr. Die Mechanismen, die zu diesem Zustand führen, sind weitgehend unerforscht. Gewarnt werden überwiegend Menschen, überwacht werden meist nur Badestrände, an denen Hunde keinen Zutritt haben. Außerdem gehen Hunde öfter  auch an Stellen ins Wasser, die für den Menschen beschwerlich oder unattraktiv sind.

Warum sind gerade Hunde in besonderer Gefahr?
 Nun, der Grund liegt in ihrem typischen Verhalten, einerseits genau so gerne zu baden wie wir Menschen, gleichzeitig aber häufig auch von dem Wasser zu schlürfen.   Dabei kann es zu einer sehr hohen Aufnahme von Bakterien kommen.

Kira ist nicht nur eine sehr lebensfrohe Setterhündin sondern zugleich auch eine richtige "Wasserratte".  Als Besonderheit teilt sie mit ihren Besitzern die Freude am Kajakfahren. An heissen Tagen liebte sie es, sich im Wasser abzukühlen und das kühle Nass genüsslich zu schlabbern.
Seit Samstag Abend (06.08.11) ist für sie die Welt nicht mehr in Ordnung. Am Nachmittag hatte sie in einem unbeobachteten Augenblick ein Bad in der Gristower Wiek genommen. An dem Nachmittag war für Menschen eine erhöhte Trübung des Wassers zu erkennen, ein Alarmzeichen vielleicht für die Zweibeiner aber eben nicht für Hunde.
 Am Abend hatte sie ein paar mal erbrochen und war dann in ihrem Verhalten auffällig gedämft fast apathisch. Am nächsten Morgen hat sich ihr Verhalten nicht nicht verändert. Lustlos und teilnahmslos liegt sie auf ihrem Lager. Wir kontaktieren dieTierarztpraxis in Greifswald, fahren hin und haben 2 Stunden Später die Diagnose:
Extrem erhöhte Leberwerte, Hund in Lebensgefahr!
Seit dem hängt unser geliebtes Hundchen am Tropf und kämpft mit dem Leben. Noch am Sonntagabend machen wir nach langen Recherchieren via Internet und Telefon das einzig angezeigte, extrem teure Medikament in der Universitätsapotheke in Rostock ausfinding, holen es dort ab und treffen uns um 22:30 Uhr wieder in der Tierarztpraxis in Greifswald zur Infusion. "Jetzt gilt nur noch Daumendrücken" seufzt die engagierte Tierärztin und hofft, Kira am nächsten Tag wieder zu sehen. Heute am Dienstag ist ihre Leber weitgehend ausser Funktion, bildet nicht mehr oder zu wenig Gerinnungsfaktoren, innere Blutungen haben eingesetzt, Vitamin K Unterstützung ist angezeigt.
 Wir erfahren, dass dies der 4. Fall in der einen Tierarztpraxis in Greifswald in diesem Jahr ist. Zwei Hunde haben bereits nicht überlebt.


Am Tropf seit Sonntag! Wird Kira es schaffen?

Dringende Ratschläge für alle Hundebesitzer:
  • Halte deinen Hund fern von trübem insbesondere blaugrün verfäbtem Boddenwasser
  • beobachte deinen Hund genau nach einem Besuch am Wasser
  • Wenn er erbricht, verabreiche sofort größere Mengen Aktivkohle (sollte man in Sommer in der Notapotheke für Hunde mit sich führen).
  • Dies ist eine ganz wichtige Schutzmassnahme. Aktivkohle kann die von den Bakterien gebildeten Gifte binden und unschädlich machen.  
  • danach kontaktiere sofort einen Tierarzt!
Der Verlauf der Erkrankung ist relativ schnell. Es gilt, keine Zeit zu verlieren.








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen